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Stuttgart für Stuttgarter?

Ist Stuttgart schön oder nicht? Ist es lebenswert oder nicht? Ist es bürgerfreundlich oder nicht? Auf all diese Fragen kann sich jeder seinen eigenen Reim machen. Manchmal mag es auch von der eigenen Laune abhängen oder von den Lebensumständen, die leider nicht für alle Bürger zufriedenstellend sind. Für mich ist Stuttgart in der Fläche schön, was teils in den Naturgegebenheiten begründet liegt, aber auch an den vielfältigen Stadtvierteln. Lebenswert muss es wohl sein, denn bei nationalen Umfragen landet die Stadt immer weit vorne. Bei der Frage der Bürgerfreundlichkeit kommt die Stadt in der Öffentlichkeit nicht so gut weg. Die Verwaltung ist oftmals überfordert, es fehlt an Effektivität und an Kreativität. Leider ist die Stadt an neuralgischen Punkten, wie der Königstraße, dem Marktplatz oder entlang der Durchgangsstraßen eher weniger einladend. Wäre nur die Königstraße mit ihren Parallelen Hirsch-, Kronprinz- und untere Calwer Straße von schöner Architektur gekennzeichnet, würde die Stadt ganz anders wahrgenommen. Die Betonschneisen stellen das Gesamtbild der Stadt auf den Kopf, irritieren Besucher und dezimieren den Stolz der Einheimischen, der bei einer optisch gesünderen Innenstadt sicher größer wäre. Leider gibt es im Rathaus keinerlei Bestrebungen, daran grundsätzlich was zu ändern, aber auch eine schöne Stadtoptik gehört zur Bürgerfreundlichkeit.

Viel Kritik gibt es indes an den Bürgerstellen der Verwaltung, angefangen von der KFZ-Zulassung, über die Bürgerbüros bis hin zur Ausländerbehörde. Quälend lange Wartezeiten bei Anträgen fordern den Einwohnern und Unternehmern einiges ab. Anstatt sich dies einzugestehen, verweist man immer auf andere Städte, die auch Probleme haben und streitet Vorwürfe ab, die über die Presse an die Öffentlichkeit kommen, selbst dann, wenn Beweise in Form von Schriftwechseln vorliegen. Es ist vieles im Argen und die Verwaltung macht es sich oft zu einfach, scheint aus ihrer Schwerfälligkeit nicht herauszukommen. Die Hierarchie ist ein Problem, aber auch die Verzettelung zwischen den Ämtern. Es fehlt oftmals einer der den Hut auf hat und zwischen ihnen vermittelt und abstimmt.

Bürgerunfreundlich sind aber auch viele Stellen in der Stadt, wie die meisten Neckaruferabschnitte, jene des Max-Eyth-Sees oder die Straßen und Plätze, wo es an Grün fehlt. Zudem geht es immer öfters um Artenschutz, dem in Stuttgart oft viel schärfer nachgegangen wird, als in anderen Großstädten. Die Halbinsel im Max-Eyth-See, die teils wie ein Hochsicherungstrakt aussieht, ist für mich das Symbol dessen. Die vielen Gänse, die Parkwiesen unbrauchbar machen, die einst für die Bürger angelegt wurden, gehören genauso dazu. Dass man Sehenswürdigkeiten verdunkelt, wie die Johanneskirche, ist ein Unding, während das Stadion oft ohne Veranstaltung beleuchtet wird. Das ist schon mehr als ein Missverhältnis. Dass man nun auch noch immer mehr Straßenzügen das Licht abschaltet ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Stadt verletzt hier grob fahrlässig die Verkehrssicherheit und auch das Sicherheitsempfinden ihrer Bewohner. In vielen Belangen hat man jedes Maß verloren, was Bürger in die Arme von Populisten treibt. Auch das muss man bei aller Umweltgerechtigkeit bedenken. In der Stadt sind Menschen auch ein Teil der Natur, sogar mehrheitlich. Lichter gehören nicht ausgeschaltet, sondern optimiert durch tiefere Laternen. Auch großflächige Leuchtwerbungen sind vor diesem Hintergrund fragwürdig. Zur Benutzerfreundlichkeit der Stadt gehört auch ein gescheiter Verkehrsfluss, was bei den teils abstrusen Ampelschaltungen kaum möglich ist. Vor allem nachts und an Sonntagen gehören die meisten Ampeln abgeschaltet. Auch Lärmemissionen beeinträchtigen die Tierwelt, nicht nur das Licht. Das Ampelgehoppel auf den Straßen läuft dem völlig zuwider.

Es gibt viele Möglichkeiten für mehr Freundlichkeit. So könnten anstatt vieler kaum benutzter Kleinspielplätze ein paar zentral gelegene aufgewertet werden. Zudem sollte man die Bürger ausdrücklich dazu animieren, die Trottwars vor ihrem Haus aktiv zu nutzen, als dies ihnen zu vergällen. Das würde viele dichtbewohnte Viertel aufwerten. Auch mehr Kreativflächen wie beim alten Stuttgarter Zollamt könnte die Stadt vertragen. Meistens entstehen aus so etwas tolle Ideen. Flächen, wie die untergenutzte Dornhalde oder die ehemalige Waldheimfläche auf dem Frauenkopf, gibt es einige in der Stadt.

Es gibt viele Verbesserungsmöglichkeiten für die aber weitgehend der richtige Blickwinkel bei den Verantwortlichen fehlt. Da ist noch reichlich Luft nach oben.